Kunstraum Sellemond

Kunst | Musik

ZZZ

ZZZ – Dejan Dukic, Angelika Loderer, Anneliese Schrenk, Siegfried Zaworka

Kuratiert von Angela Stief

Kunstraum Sellemond
Puchsbaumgasse 1c; Lift 5.2; Stock 4; Top 6.5
A-1100 Wien
www.kunstraum-sellemond.com

Eröffnung: Freitag, den 15. April 2016, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 16. April – 28. Mai 2016
Öffnungszeiten: Freitag und Samstag von 15–18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (0676 52 696 11)

Schmale, farbige Dreiecke aus gestampftem Sand sind fugenlos ineinander verkeilt und neigen sich in einem statischen Balanceakt mal auf die eine, dann auf die andere Seite. Wie ein Palimpsest aus übereinandergeschichteten Z-Buchstaben ragt die schlanke und elegante Komposition der Quarzsandwände auf und gefällt sich im Status einer prekären Stabilität. Ganz oben zerbröselt der zu ziegelartiger Konsistenz gepresste Sand und formuliert in seiner grobkörnigen Gestaltlosigkeit eine ästhetische Antithese zu den stereometrischen Formen des skulpturalen Unterbaus. Angelika Loderer lotet in Untitled (ZZZ) aus, inwieweit sie einem künstlerisch schwer zu bezwingenden Material ihren Formwillen oktroyieren kann. Doch ihre Skulpturen, welche der Orthogonalität der Architektur mit unscharfen Kanten, leicht abgerundeten Ecken und gekrümmten Linien kontern, behalten stets einen experimentellen Charakter. Während Loderer die Parameter der Räumlichkeit untersucht, beschäftigt sich Dejan Dukic in seiner konzeptuellen Malerei mit den Konstanten des Bildträgers. Im Anschluss an Marshall McLuhans berühmten Satz „The medium is the message“ verfolgt er eine investigative, künstlerische Praxis, die wie in der aktuellen Werkserie ihre Methodik im Naheliegenden gefunden hat: Die Leinwand versteht er nicht als Hintergrund für eine wie auch immer geartete, applizierende Malerei, sondern als bildgenerierendes Dispositiv: Er trägt Farbe auf der Rückseite auf und drückt sie durch das gewebte Leinen hindurch. So erinnern seine Bilder aus der Distanz an abstrakt-expressive Malerei, aus einer mittleren Entfernung betrachtet an Textilien oder Teppiche; aus der Nähe wiederum bestechen sie durch eine haptische Qualität. Damit bestimmt Dukic, während er die Permeabilität des Bildträgers prüft, den Illusionismus neu, lotet die Bandbreite des Materials, seine künstlerischen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten aus und unterzieht die strukturellen Parameter der Malerei einem ästhetischen Belastungstest.
Durchlässigkeit und Transparenz sind Kennzeichen, die auch Membranen eignen. Sie stehen im Mittelpunkt des Werkes von Anneliese Schrenk. Die Künstlerin interessiert sich besonders für Ausschuss-Tierhäute, in die sich die Spuren der Zeit mit Vernarbungen, Abschabungen und Löcher eingeschrieben haben, und welche die industrielle Verarbeitungsmaschinerie als fehlerhaft aussortiert hat. Diese Unzulänglichkeiten ordnen dem Material eine Geschichte zu und damit auch einen Gebrauchswert und eine Lebendigkeit, die einer perfektionistischen, glatten Oberflächenästhetik des Designs entgegenstehen. Die sorgfältig ausgesuchten Häute wäscht die Künstlerin, behandelt sie mit Säure, formt, zerknittert und verstärkt sie zu plastischen Wandarbeiten, spannt sie auf Aluminiumrahmen oder schneidet sie so zurecht, dass sie als Zeichnung zwischen Decke und Boden gespannt, den Raum gliedern.
Alle Künstlerinnen und Künstler von ZZZ stellen den Abbildcharakter von Kunst fundamental in Frage. Auf der Suche nach alternativen Strategien der Bildproduktion gewinnt der Objektstatus von Kunst und seine medialen Manifestationen an Bedeutung: Oberflächenbearbeitungen, Materialerkundung und Formfindungsprozesse erweisen sich als integraler Bestandteil einer visuellen Sprache, die aktuelle sowie traditionelle künstlerische Techniken nutzt, um das Gewohnte neuen dekonstruktiven Bearbeitungsschritten zu unterziehen. Auch Siegfried Zaworkas „brachiale Ikonen“ forcieren eine Archaik, die insbesondere in den Motiven seiner lithographischen Serie augenscheinlich wird. In einer symbolisch verdichteten Ornamentik vereint der Künstler, der auch als Performer und Multiinstrumentalist im Rahmen einer One-Man-Band auftritt, die Dichotomien von weich und hart, zerbrechlich und stabil, spitz und rund. Blüten, Stachel, Eier, Nägel, Knochen, Blumenkelche und Dornen spiegeln als visuelles Korrelat die feinen Nuancen von sensiblen Klängen und die Aggressivität von sperrigen Tönen wider. Und dennoch vermitteln diese Arbeiten eine Sinnlichkeit, die das ganze Spektrum visueller Graduierungen durch subtile Grauschattierungen und mithilfe von Einschreibungen in einen steinernen Untergrund auslotet.

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